Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Multisport-EM in München herrschte Heiterkeit. Doch nicht jeder Sportverband ist zufrieden. Wie die Veranstaltung in vier Jahren aussehen wird, ist daher ungewiss. Femke Bol in München unterwegs beim 400-Meter-Hürdenlauf, den sie gewonnen hat„Überwältigt“, war Marion Schöne, Leiterin der Multisport-EM in München. Die Organisation der neun verschiedenen Turniere hatte auf eine Million Besucher gehofft und diese Zahl wurde bereits vor dem Abschlusswochenende deutlich übertroffen. Aus Schönes Sicht war „München 2022“ ein voller Erfolg. Und wenn man anderthalb Wochen durch die bayerische Landeshauptstadt lief, merkte man, dass die Stimmung vor allem an den Locations in der Innenstadt und im Olympiapark gut war. In dem Park, der vor fünfzig Jahren Schauplatz der Olympischen Spiele war, herrschte immer fröhliche Festtagsstimmung. Das war auch so gewollt: Auch Nicht-Sportbegeisterte wurden mit Musikdarbietungen gelockt. Beim Beachvolleyball am Königsplatz, direkt neben den berühmten Museen Glyptothek und Alte Pinakothek, legten die DJs zwischen den Spielmomenten Platten auf und heizten dem Publikum ein. Als hätten sie darauf geübt, reagierten die Zuschauer sofort, wenn es „klatschen“ ertönte und klatschten perfekt synchron zur Musik. Marathon auf dem großen OdeonsplatzDer mit seinem Partner Alexander Brouwer im Achtelfinale verstorbene Beachvolleyballer Robert Meeuwsen war voll des Lobes über die EM in München. Mit den Elektrorollern in der Stadt sahen sie auch andere Sportarten, wie den Marathon, der auf dem großen Odeonsplatz endete. „Und wir haben auch mehrere Siegerehrungen erlebt, als wir unseren Roller übergeben haben. Und dann sind da 5.000 Leute hier im Stadion. Ich liebe das wirklich.“ Für eine relativ kleine Sportart wie Beachvolleyball war die niederländische Presse jetzt in größerer Zahl als sonst präsent. Nicht unwichtig, sagt Meeuwsen. „Dass ihr jetzt alle hier seid und den Rest des Jahres nicht, sagt natürlich auch etwas aus.“ Im Leichtathletikstadion war das öffentliche Interesse von Tag zu Tag sehr unterschiedlich. Das rund 70.000 Menschen fassende Olympiastadion war zwar nie ausverkauft, aber mit 40.000 Zuschauern an den beliebtesten Tagen dennoch gut gefüllt. Öffnen Sie sportartikelreviews.de für mehr Informationen. Im Vergleich dazu bot die Weltmeisterschaft im vergangenen Monat in Eugene, der “Leichtathletikstadt der USA”, Platz für 15.000 Leichtathletikfans, aber sie waren nie da. Lebhafte SporttribünenIn München waren die heimischen Fans wählerisch. Sie wussten genau, wann ihre Landsleute Chancen hatten. Das waren noch Zeiten, als die Leichtathletiktribünen unter dem Jubel der deutschen Fans bebten. Sie brüllten unter anderem Konstanze Klosterhalfen zum Sieg über 5.000 Meter und sahen, wie sich Gina Lückenkemper über 100 Meter zum Titel warf. Und doch fehlte einigen Sportarten die Dringlichkeit. Gerade weil die Europameisterschaften im Einklang mit anderen Sportarten stehen müssen, kamen die Meisterschaften für manche Athleten zu einem etwas seltsamen Zeitpunkt. So fahren die Mountainbiker nächste Woche ihren Weltcup und Ellen van Dijk hat sich nach ihrem Silber im Zeitfahren mehr Sorgen um die Weltmeisterschaft in Australien im September gemacht als um ihre Niederlage. Auch für die Ruderer war der Zeitpunkt ungünstig. Einen EM-Titelkampf im Frühjahr sind sie gewohnt. Dass es jetzt erst August war, machte es aus Trainingssicht unmöglich, in Bestform einzusteigen. Das behält sich Bundestrainer Eelco Meenhorst für die WM im September vor und so ließ er seine Schüler bei der EM trainieren. Die niederländischen Ruderer sahen den EM-Titelkampf als Zwischenstation auf ihrer Reise ins hochösterreichische Obertraun, wo sie sich auf den Weltcup vorbereiten. Auch auf der Ruderstrecke in Oberschleißheim bekamen sie von den Feierlichkeiten in der Münchner Innenstadt und im Olympiapark nicht viel mit. Verschiedene Sportarten zusammenbringenDie Probleme bei der Zusammenführung unterschiedlicher Sportarten mit jeweils eigenen Zeitplänen und Anforderungen waren bereits bekannt. Nachdem sich 2018 erstmals sieben europäische Sportverbände für die EM in Glasgow und das Leichtathletik-Turnier in Berlin zusammengeschlossen hatten, wurde das Puzzle für 2022 sofort kompliziert. Schwimmen stieg aus, weil die Anlagen in Deutschland onicht ausreichen und organisierte in den vergangenen zehn Tagen eine eigene Europameisterschaft in Rom. Wie es in vier Jahren aussehen wird, ist ungewiss. Noch steht keine Gastgeberstadt fest, und der Europäische Leichtathletik-Verband kündigte im Juni an, in Eigenregie vorzugehen und die Titel 2026 in Budapest oder Birmingham auszutragen. Das wäre ein herber Rückschlag, denn die Leichtathletik ist eine der tragenden Säulen der Veranstaltung. In München machte Dobromir Karamarinov, der Präsident von European Athletics, leichte Rückzüge. Ihm zufolge war die Entscheidung, alleine weiterzumachen, nicht endgültig. „Wir unterstützen das Multisport-Konzept und stehen ihm positiv gegenüber“, sagte er vergangene Woche. „Wir werden alles genau prüfen, aber ich denke, wir müssen Änderungen vornehmen.“ |